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Das Exzenterkonzept ist als Gravitationsantrieb untauglich. Es besitzt auch sonst keine einzige der bekannten Besslerrad-Eigenschaften. Daher versteht es sich von selbst, dass Besslers Mechanismus so nicht ausgesehen haben kann.
Zusammenfassend wird man es als Phänomen bezeichnen dürfen, dass die Entwürfe mancher Erfinder die Jahrhunderte überdauerten, (siehe Bhaskara), obwohl es sich um absolut unbrauchbare Konzepte handelte, die sofort in den Papierkorb gehört hätten. Vermutlich hat das mit der Faszination des Themas ”Perpetuum Mobile” zu tun. Es käme ja niemand auf die Idee, in die Geschichtsbücher zum Beispiel folgende ”Erfindungen” aufzunehmen: Streichhölzer, mit denen man kein Feuer anzünden kann - Bleistifte, mit denen sich nichts zu Papier bringen lässt - ein Klebstoff, der ungeeignet ist, etwas zusammenzufügen usw.
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An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass Untauglichkeit im Einzelfall auch Sozialschädlichkeit bedeuten kann. Es gibt Personen, die in diesem Zusammenhang die Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen ausnutzen. Sie geben vor, sich auf dem Gebiet alternativer Energiegewinnung, Overunity, Perpetua Mobilia usw. an vorderster Front forschend zu betätigen und bereits spektakuläre Ergebnisse erzielt zu haben. Natürlich ist alles ganz streng geheim. Wer an ihren Erkenntnissen partizipieren möchte, muss finanziell in Vorleistung treten. Sei es, dass er einen einmaligen Betrag entrichten oder regelmäßig zahlendes Mitglied in einem “elitären” Club werden muss, wo die Zusage winkt, hinter verschlossenen Türen in die Geheimnisse eingeweiht zu werden. In Wahrheit handelt es sich jedoch um Bauernfängerei.
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Zurück zu den Kugellaufmaschinen. Je größer die Anzahl der Kugeln, desto größer ist die Verwirrung des Betrachters und möglicherweise auch die des Erfinders. Dabei ist es naheliegend, dass eine solche Maschine bereits mit zwei gegenüber angeordneten Kugeln laufen müsste, wenn das Grundkonzept funktionsfähig wäre*). Sie können sich also bei der Betrachtung beliebiger Entwürfe auf zwei Kugeln beschränken und sich den Rest wegdenken. Wenn Sie danach die zu erwartende Bewegung vor Ihrem geistigen Auge ablaufen lassen, werden Sie feststellen, dass in ganz kurzer Zeit ein Stillstand eintritt. Dennoch ist beim Experimentieren mit Kugellaufmaschinen die Versuchung groß, mit mehr Gewichten doch das zu erreichen, was mit wenigen Gewichten nicht gelingt.
*) Diese Aussage gilt nur für Kugellaufmaschinen. Bei anderen Wirkprinzipien ist es durchaus denkbar, dass ein wiederkehrendes Ungleichgewicht mehr als zwei Gewichte erfordert.
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Hier wird deutlich, dass mit jeder Verdopplung der Anzahl der Gewichte sich der Winkel halbiert, den das Rad durch die Gravitation zusätzlich ausgelenkt werden kann. Bei zwei gegenüber positionierten Gewichten sind es 90°, bei vier Gewichten 45°, bei acht nur noch 22.5° usw. Rein rechnerisch könnte man beliebig viele Gewichte verwenden und käme in der Summe doch nie auf 180°. Dieser Wert müsste jedoch nicht nur erreicht, sondern sogar überschritten werden, um mit dem Kugellaufprinzip eine ständige Bewegung zu erzielen.
Mit mehr Gewichten lässt sich ein funktionsunfähiges Konzept also nicht in eines umwandeln, das sich im Sinne eines “Perpetuum Mobiles” wunschgemäß verhält. Ein gutes Beispiel ist der nachfolgend noch einmal zu sehende Entwurf Leonardo da Vincis. Eine einzelne dreiflügelige Kugellaufbahn dreht sich nicht ständig, sondern gerät nach kurzer Zeit in einen stabilen Zustand. Dies ändert sich auch dann nicht, wenn man zehn, zwanzig oder auch hundert solcher Bahnen auf einer gemeinsamen Achse jeweils leicht versetzt hintereinander anordnet. Es bleibt ein untaugliches System.
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Ein funktionsfähiger Gravitationsantrieb ist mit einer Kugellaufmaschine, die nur auf einem Wirkprinzip beruht, nicht zu realisieren. Viele haben es auf unterschiedlichen Wegen versucht, und alle sind damit gescheitert. Es lässt sich für dieses Konzept zusammenfassend folgende Feststellung treffen:
Jede Masse, die sich abwärts bewegt, verliert potentielle Energie, die auch als Höhen- oder Lageenergie bezeichnet wird. Wenn man diese Masse zu ihrer Ausgangsposition zurückbringen will, damit sie dort erneut ihre Wirkung entfalten kann, muss ihr zwangsläufig die verlorene Energie vollständig wieder zugeführt werden. Soll Letztere durch die Abwärtsbewegung einer anderen (gleich großen) Masse gewonnen werden, müssen auch die Höhenunterschiede beider Massen (vorher/nachher) gleich groß sein. Und zwar unabhängig davon, wo sich die beiden Massen aktuell befinden.
Selbst wenn man ignoriert, dass durch Reibung und Luftwiderstand Verluste auftreten, scheint es zunächst unmöglich zu sein, dass unter Beachtung der obigen Gesetzmäßigkeit mit der Wirkung der Gravitation nicht nur die endlose Drehung eines Rades bewirkt, sondern zusätzliche Energie für andere Zwecke gewonnen werden kann. Die meisten Physiker sind deshalb fest davon überzeugt, dass Besslers Rad nicht funktioniert haben kann und ein Schwindel gewesen sein muss. Sie gehen richtigerweise davon aus, dass unter Beachtung der obigen blau gedruckten Zeilen potentielle Energie nicht für einem dauerhaften Radantrieb genutzt werden kann. Sie erwägen jedoch nicht, dass paarweise wirkende Massen bei einer gegenläufigen Bewegung den wirksamen Hebel verlängern oder verkürzen können, ohne dass dabei die Bilanz der potentiellen Energien verändert wird. Auf der Seite Die Lösung stellt der Verfasser ein solches Konzept vor. Er teilt die Auffassung der Schulphysik nicht und betrachtet es als inakzeptabel, dass sie Bessler bis heute als Scharlatan verunglimpft.
Im Beitrag War Bessler ein Betrüger? setzt sich der Verfasser intensiv damit auseinander, warum der Mensch schnell zur Schwindelerklärung greift, wenn er etwas nicht versteht.
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